Kommunikation und Wirkung

In Dänemark sind Geschäftsleute selbstverständlich auf Englisch als internationale Geschäftssprache eingestellt. Wie im übrigen Skandinavien und in den Niederlanden ist das Englisch-Niveau gut. Das ›dänische Englisch‹ ist für Deutsche meist gut verständlich.

Gute Kenntnisse der deutschen Sprache sind jedoch auch relativ weit verbreitet. Allerdings hat die Bedeutung der deutschen Sprache in der dänischen Schulbildung abgenommen, sodass generell bei älteren Leuten bessere Deutschkenntnisse zu erwarten sind als bei jüngeren.

Nichtsdestotrotz sollten Sie ein Gespräch am besten immer auf Englisch anfangen. In den meisten Fällen werden Sie auch nicht ins Deutsche wechseln, weil sehr wenige Dänen besser Deutsch als Englisch sprechen. Es wäre aus Sicht vieler Dänen nicht fair, das Gespräch auf Deutsch zu führen, da man sich dann im Nachteil fühlt. Englisch ist hingegen für beide Gesprächspartner eine Fremdsprache – mit den einhergehenden Beschränkungen. Mit einem Dolmetscher zu kommen, empfiehlt sich eher nicht. Dänen erwarten von Leuten im internationalen Geschäft, dass sie mit Englisch gut genug zurechtkommen.

Denken Sie außerdem immer daran: Während viele Dänen die aktive Benutzung der deutschen Sprache vielleicht scheuen, verstehen sie Deutsch. Das sollten Sie bei Unterhaltungen mit deutschen Kollegen in der Gegenwart von Dänen beachten. Oft ist ein dänisches Wort mit dem deutschen fast identisch.

Deutsch kann aber hin und wieder doch die Sprache der Wahl sein, beispielsweise wenn Ihr dänischer Gesprächspartner innerhalb eines Abstands von 50 bis 80 Kilometern nördlich der Landgrenze wohnt. Dort sind die Beziehungen zu Deutschland so eng, dass sehr viele Dänen sehr gut Deutsch sprechen. Oft haben sie als Kinder und Jugendliche deutsches Fernsehen geschaut – in der Zeit, als Dänemark einen einzigen Fernsehkanal hatte und Deutschland deren drei. Dänische Gesprächspartner erzählen dann zu Beginn des Gesprächs von ihrem Verhältnis zu Deutschland und zur deutschen Sprache, bevor sie Deutsch als gemeinsame Sprache anbieten. Darauf können Sie natürlich eingehen. Sie sollten sich dann aber bemühen, komplizierte Wendungen zu vermeiden und langsamer bzw. deutlicher zu sprechen als unter Deutsch-Muttersprachlern.

Dänischer Kommunikationsstil

Aber egal ob Sie nun in Dänemark Deutsch oder Englisch sprechen, viel wichtiger ist, dass der Kommunikationsstil Ihrem aus Deutschland gewohnten entsprechen wird. Dänen reden nicht um den heißen Brei herum und kommen schnell zur Sache. Die Kommunikation ist zielorientiert und direkt, der Sprachstil klar und deutlich. Wie in Deutschland pflegt man in Dänemark eher eine Low-Context-Kommunikation: Man muss nicht sonderlich viel zwischen den Zeilen lesen, die Dinge werden ausgesprochen.

Gut strukturierte Aussagen wirken professionell, Zahlen und Daten untermauern das Gesagte. Man will im Business glaubwürdig und authentisch wirken. Der Wahrheit und Aufrichtigkeit kommt ein hoher Stellenwert zu. Die dänische Kommunikation ist deshalb zwar eher sach- als beziehungsorientiert. Die Beziehungen zwischen Menschen und damit eine gewisseGefühligkeit‹ spielen aber bei der Kommunikation eine etwas größere Rolle als in Deutschland.

Einen guten Eindruck machen

Als Besucher aus Deutschland genießen Sie bei Dänen einen Vertrauensvorschuss. Sie gelten schon vor dem ersten Kennenlernen als verlässlicher Kontakt. Der Ruf von Seriosität und Glaubwürdigkeit eilt Ihnen voraus. Am besten versuchen Sie, auch dieses positive Klischee zu bedienen und gleichzeitig die negativen Stereotype, wie Unbescheidenheit, Besserwisserei und Humorlosigkeit, zu zerstreuen.

Deswegen empfiehlt sich in der Kommunikation mit Dänen ein bescheidenes Auftreten. In Dänemark gilt nämlich, wie auch in den anderen skandinavischen Ländern, das Gesetz von Jante. In Anlehnung an Moses zehn Gebote enthält es zehn Regeln – sie stammen aus einem Roman des dänisch-norwegischen Autors Aksel Sandemose, – die immer die gleiche Idee variieren und sich im Satz ›Glaube nicht, dass du etwas Besonderes bist‹ zusammenfassen lassen.

Dementsprechend werden Leute, die übertrieben selbstbewusst oder gar angeberisch auftreten, nicht geschätzt. Sich humorvoll zu geben oder besser noch, es zu sein, wird Ihnen Sympathiepunkte einbringen. Den Deutschen traut man Humor gemeinhin nicht zu. Wenn Sie bei Ihrem dänischen Gesprächspartner den Eindruck erwecken, dass Sie Tugenden wie Verlässlichkeit mit Humor kombinieren können, dann haben Sie bereits gewonnen.

Darüber hinaus sollten Sie Interesse an Ihrem dänischen Gegenüber persönlich zeigen. Fragen, seit wann der Gesprächspartner schon bei der Firma arbeitet und aus welcher Gegend Dänemarks er kommt oder wie seine persönliche Beziehung zu Deutschland ist, können durchaus Teil des Gesprächs sein. Übertreiben sollten Sie es mit diesem Small Talk gleichwohl nicht, da Ihr dänischer Gesprächspartner wahrscheinlich relativ wenig Zeit hat.

Anrede

In der dänischen Sprache gibt es zwar wie im Deutschen grundsätzlich die Unterscheidung zwischen ›du‹ und ›Sie‹. Das ›Sie‹ wurde jedoch über die letzten Jahrzehnte immer weniger gebraucht und ist so gut wie abgeschafft. Heutzutage wird nur in einigen wenigen Branchen, in offiziellen Beschwerdebriefen oder als Marketingmaßnahme gesiezt. Auch Mitglieder des Königshauses werden gesiezt. Tatsächlich steht die Sie-Form im Wirtschaftsverkehr also nicht zur Wahl. Ihr Gebrauch würde Ungleichheit und Distanz signalisieren und damit den dänischen Grundwerten widersprechen. Dementsprechend ist die Anrede mit dem Vornamen die einzige Möglichkeit der Anrede zwischen Dänen.

Zur Erläuterung eine kleine Anekdote: Ich wartete einmal beim Dänischen Fernsehen zusammen mit dem Klimaminister, ein wichtiger Mann in Dänemark, darauf, in die Maske gerufen zu werden. Eine Mitarbeiterin kam herein und sagte, sie solle Martin (den Minister Martin Lidegaard) abholen. Mit ausländischen Kontakten wird entsprechend verfahren und die Anrede mit Vornamen gehört auch hier dazu. Gehen Sie auf jeden Fall darauf ein!

Kleidung

Auf Deutsche wirken Dänen meist sehr lässig und locker. Das liegt teilweise am Kleidungsstil. Dieser ist deutlich informeller als in Deutschland. Innerhalb Dänemarks gibt es dann auch wieder Unterschiede: In Jütland fällt der Stil nochmal lockerer aus als in der Hauptstadt. Hier sollten Sie beachten, dass auch Kleidung Distanz herstellen kann. Wenn Sie bei einem Gespräch in Jütland die dänische Kontaktperson in Jeans antreffen und selbst Maßanzug und silberne Manschettenknöpfe tragen, dann wird kein Gefühl der Gemeinsamkeit entstehen.
Wie immer gilt aber, dass man authentisch bleiben sollte. Ist man das nicht, wird es auch bemerkt. Gehört für Sie zum Beispiel die Krawatte zur Arbeitskleidung, dann tragen Sie sie durchaus auch zum Termin in Dänemark!

Kritik äußern

Wenn Dänen auch nicht viel um den heißen Brei herumreden und gerne sachlich und direkt sprechen, so sollten Sie sich mit direkter Kritik zurückhalten. Hier sind Dänen zwar einigermaßen direkt, Deutsche sind jedoch noch direkter. Außerdem ist Dänemark eine Kooperations- und keine Wettbewerbsgesellschaft. (Siehe dazu auch Seite 50.) Ein Gespräch sollte deshalb möglichst angenehm verlaufen und Gemeinsamkeiten betonen. Kritik wird in der dänischen Kommunikation zum positiven Verbesserungsvorschlag gewendet und immer an Prozessen, nie an einzelnen Personen festgemacht.

Beachten Sie dabei auch, dass Dänen große Improvisateure sind. Laufen die Dinge einmal nicht so wie geplant, dann macht man es fortan einfach anders. An solchen Korrekturstellen herbe Kritik zu äußern, wird nicht verstanden. Dänen entschuldigen sich dementsprechend auch seltener als Deutsche. Dass Dinge schiefgehen, ist meist kein Grund, sich zu entschuldigen.

Danke sagen 

Dank ist hingegen ein wichtiger Teil der dänischen Kommunikation. Man bedankt sich fürs Meeting, dafür, dass der andere gekommen ist, für seine Antwort auf die E-Mail etc. Danken Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.

E-mail-Korrespondenz und Telefon

Dänemark ist in puncto Digitalisierung sehr weit. E-Mail ist meist die richtige Kommunikationsform. Mit der Visitenkarte haben Sie wahrscheinlich zudem die direkte Durchwahl Ihres Ansprechpartners und auch seine Handynummer bekommen. Sie können diese Nummern natürlich benutzen, wenn Sie keine Antwort auf Ihre E-Mail bekommen haben. Das kommt – wie wahrscheinlich überall auf der Welt – vor. Auch Kommunikation über Kurznachrichten – SMS oder entsprechende Dienste – ist möglich.
Der Schreibstil ist in Dänemark schnörkellos und präzise. Fangen Sie gerne die E-Mail mit der dänischen Anrede ›Kære‹ ‒ ›Liebe‹ oder ›Lieber‹ an. Beim ersten Kontakt schreiben Sie Vor- und Nachnamen, danach nur noch den Vornamen.

Körpersprache

Gelegentlich hört man, dass die Dänen die Italiener Skandinaviens seien. Diese Aussage ist im Vergleich zu den als reserviert geltenden Schweden zu verstehen. Tatsächlich haben Dänen wenig mit Italienern gemein, schon gar nicht in der Körpersprache. Gestik und Mimik sind zurückhaltend. Dass eine überzogene Körpersprache eher als unseriös gilt, legt der dänische Ausdruck ›med store armbevægelser‹ ‒ ›mit großen Armbewegungen‹ nahe. Der Ausspruch steht für ›übertriebenes Getue‹.